Menschen in der GVB: Thomas-Anja Ramseier-Schmitz
Thomas-Anja Ramseier-Schmitz arbeitet als Fachspezialist*in Feuerwehr/ABC bei der Gebäudeversicherung Bern (GVB). Vor sechs Jahren hat Thomas-Anja sich als nonbinäre Person geoutet. Die Vorgesetzten und das Team haben sehr gut reagiert. Ebenso die externen Arbeitskontakte sowie die Kolleg:innen in der Ortsfeuerwehr, wo Thomas-Anja als Oberleutnant aktiv ist.

Thomas-Anja Ramseier-Schmitz arbeitet als Fachspezialist*in Feuerwehr/ABC im Feuerwehrinspektorat der Gebäudeversicherung Bern (GVB).
Thomas-Anja Ramseier-Schmitz hat sich 2019 als nonbinäre Person geoutet.
In der Freizeit ist Thomas-Anja Oberleutnant in einer Ortsfeuerwehr und spielt seit vielen Jahren Cello in einem Filmmusik-Orchester.
Thomas-Anja Ramseier-Schmitz, Sie arbeiten im Feuerwehrinspektorat der Gebäudeversicherung Bern (GVB) – was ist Ihre Hauptaufgabe?
Ich bin Fachspezialist*in Feuerwehr/ABC. Die Buchstaben ABC stehen für atomar, biologisch und chemisch. Das heisst, ich bin im Feuerwehrinspektorat der GVB vereinfacht ausgedrückt für alles zuständig, was irgendwie kompliziert oder gefährlich ist.
Sie haben an der ETH Zürich Chemie studiert und doktoriert. Chemische Fachkenntnisse sind eine wichtige Voraussetzung für Ihren Beruf.
Ja, denn es gehört zu den Aufgaben der Feuerwehr, bei einem sogenannten ABC-Ereignis oder einem Unfall mit gefährlichen Stoffen zu intervenerieren. Das ist mein Fachgebiet.
Das heisst, Sie sind vor Ort, wenn etwas passiert?
Nein, ich sorge dafür, dass die richtigen Leute vor Ort sind, dass sie gut ausgebildet und optimal ausgerüstet sind.
2019 haben Sie sich bei der GVB als nonbinäre Person geoutet. Wie haben Ihre Kolleg:innen und auch Ihre Vorgesetzten reagiert?
Im Rückblick kann ich sagen, ich hatte unglaublich Glück. Ich durfte auf ein sehr gutes Umfeld und tolle Vorgesetzte zählen. Ich hatte einen Riesenrespekt vor diesem Schritt. Ich habe all meinen Mut zusammengenommen und zuerst meine Vorgesetzten eingeweiht. Sie haben sehr positiv reagiert und gefragt, ob sie etwas für mich tun könnten. Das hat mich enorm gefreut. Denn mir ist es ausserordentlich wichtig, dass meine Vorgesetzten hinter mir stehen und mir auch nach meinem Coming-out gleich viel Fachwissen und Kompetenzen zutrauen.
Und wie hat Ihr Team auf Ihr Coming-out reagiert?
Die Kolleg:innen haben mich etwas erstaunt angeschaut, angestrahlt, gratuliert und gesagt: Das ist doch gut und kein Problem. Ich glaube sie waren alle froh, dass ich nach meiner Ankündigung einer «wichtigen Veränderung» nicht gekündigt habt (lacht).
Sie haben keine negative Reaktionen erfahren?
Nein, ich habe zwar damit gerechnet und deshalb extra alle positiven schriftlichen Rückmeldungen ausgedruckt, damit ich mich daran festhalten kann, wenn negative Reaktionen kommen. Doch das war nicht der Fall. Ebenso bei der Ortsfeuerwehr, in der ich als Oberleutnant aktiv bin.
Das ist erstaunlich. Stimmt das Bild von eher traditionellen Feuerwehrleuten also nicht mehr?
Die Feuerwehr hat sich extrem gewandelt und ist viel diverser geworden. Vor 20 oder 30 Jahren gab es praktisch keine Frauen in der Feuerwehr. Heute haben wir zwischen fünf und zehn Prozent. Wir arbeiten daran.
Die Feuerwehr ist Ihre grosse Leidenschaft. Wo finden Sie einen Ausgleich?
Ich lebe mit meinen zwei Kindern und meiner Partnerin zusammen. Unsere Kinder sind inzwischen in der ersten und dritten Primarschulklasse und helfen uns jeden Tag, die Welt nochmals mit ganz neuen Augen zu sehen. Zudem spiele ich seit vielen Jahren Cello in einem Filmmusik-Orchester in Zürich (www.tifico.ch).
Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Orchester und Feuerwehr?
Ja, im Orchester ist es ähnlich wie bei der Feuerwehr: Ein Instrument allein kann in einem Orchester nichts ausrichten. Musik kommt erst im Miteinander zustande. Jede Person muss mit ihrem Instrument einen wertvollen Beitrag leisten können.
Haben Sie so etwas wie ein Lebensmotto?
Egal, wie es gerade läuft, ich versuche, an mich und an meine Mitmenschen zu glauben und das Beste aus der jeweiligen Situation zu machen. Das gilt auch in der Feuerwehr: Was passiert ist, ist passiert. Das lässt sich nicht ändern. Doch wir packen die Probleme an und suchen nach Lösungen.