«Zouber-Chischte Füür»: zündeln erlaubt
Feuer ist ein faszinierendes, aber auch gefährliches Element. Im Kanton Bern verursacht es jedes Jahr durchschnittlich 2’000 Schäden und Kosten von 40 Millionen Franken. Die «Zouber-Chischte Füür» der Gebäudeversicherung Bern bringt Schüler:innen im Kanton den richtigen Umgang mit Feuer näher. Ein Schulbesuch in Bolligen bei Bern.

Mit der «Zouber-Chischte Füür» lernen Schüler:innen der ersten bis sechsten Klasse den richtigen Umgang mit Feuer. Das Lehrmittel kombiniert Theorie mit einem praktischen Teil, der insgesamt 15 Experimente umfasst.
Die «Zouber-Chischte Füür» wurde von der Gebäudeversicherung Bern (GVB) gemeinsam mit dem INGOLDVerlag erarbeitet.
Das Lehrmittel ist für Schulen im Kanton Bern kostenlos.
7.30 Uhr, Schulhaus Lutertal, Bolligen, an einem kalten Wintermorgen. Die Schüler:innen der sechsten Primarklasse von Urs Senften versammeln sich auf der Treppe vor dem Schulzimmer. Sie erhalten Anweisungen und werden in Gruppen eingeteilt: Was auf sie zukommt, können sie nur vage vermuten. Wenige Minuten später sitzen sie zu zweit oder zu dritt an ihren Pulten und arbeiten konzentriert an einem von sieben Experimenten rund um das Thema Feuer, die ihr Lehrer für sie ausgewählt hat.
Die «Zouber-Chischte Füür» richtet sich an Schüler:innen der ersten bis sechsten Klasse: Sie kombiniert Theorie mit einem praktischen Teil, der insgesamt 15 Experimente umfasst. «Ich kenne die Kiste schon sehr gut, auch wenn ich sie bisher selten im Unterricht eingesetzt habe», sagt Lehrer Urs Senften. «Ich engagiere mich in der Feuerwehr und habe bereits verschiedentlich Kurse damit angeboten», erzählt er. Er hält die «Zouber-Chischte Füür» für ein ausgezeichnetes Lehrmittel, auch für kleinere Kinder.
Für seine Klasse hat Senften nicht nur Experimente für Schüler:innen vorbereitet, sondern auch solche, die eigentlich als Demonstrationen durch die Lehrperson gedacht sind. «Dies einfach deshalb, weil ich ihnen das zutraue.» Und tatsächlich machen sich die Kinder mit grosser Neugierde und erstaunlicher Disziplin an die Experimente.
Beim ersten Experiment wird ein Stück Stahlwolle an die beiden Pole einer Batterie gehalten, worauf sie sofort zu glühen beginnt. Beim zweiten Experiment soll Papier über eine Kerze gehalten werden, bis es sich verfärbt, aber noch nicht brennt. Nicht allen gelingt es, zu verhindern, dass das Papier Feuer fängt. Andere können die braunen Verfärbungen beobachten.




Die Stichflamme aus der Orangenschale
An der dritten Station wird die Flamme einer Kerze mit der Flüssigkeit einer Orangenschale bespritzt. «Es flammt in der Luft», beobachtet Aurora. Warum das so ist, scheint zunächst rätselhaft. Lehrer Urs Senften hilft auf die Sprünge und erinnert an das Feuerdreieck aus der Theorie: «Was ist hier der Brennstoff?» Bald kommen die Mädchen darauf, dass die Orangenschale Öle enthält.
Noch rätselhafter ist zunächst das Experiment «Zauberzündholz»: Dabei halten die Schüler:innen ein Zündholz ein paar Zentimeter von der Flamme entfernt über eine Kerze – und beobachten erstaunt, wie das Zündholz die Flamme durch die Luft übernimmt. Beim fünften Experiment wird eine Kerze mit unterschiedlich grossen Messbechern abgedeckt, bis der Flamme der Sauerstoff ausgeht. Bei Station Nummer sechs ist Chemie im Spiel: Backpulver und Essig reagieren miteinander, es entsteht CO2. Wenn das unsichtbare Gas danach über eine brennende Kerze geleert wird, erlischt diese. «Bisher das spannendste Experiment», hält Lino fest. Die siebte Station «Tochterflamme» ist das einzige Experiment, bei dem die meisten scheitern. «Die Flamme der Kerze ist etwas zu klein», erklärt Senften. «Ausserdem ist es zu hell im Zimmer, das zarte Blau der Tochterflamme ist kaum sichtbar.»
Das beste Experiment
Unter den Kindern herrscht offensichtlich Einigkeit, dass es sich um einen interessanten Morgen handelt. Uneinig sind sie sich hingegen bei der Frage, welches das spannendste Experiment gewesen sei. «Das mit dem Papier», sagt Jill, «ich fands aufregend, dass man das Papier ans Feuer hält, aber verhindern muss, dass es brennt!» Lasse hingegen war von der Stahlwolle begeistert: «Das hat so cool ausgesehen, wie die glüht!»
Auch Urs Senften zeigt sich zufrieden. Im Allgemeinen hätten Kinder heutzutage weniger Ausdauer und Geduld bei solchen Aufgaben, berichtet er. Er habe die «Zouber-Chischte Füür» ins Fach Natur-Mensch–Gesellschaft integriert. Hier gäbe es den Komplex «Naturphänomene», und er habe einige Inhalte mit seinem aktuellen Thema Wetter kombinieren können. «Von dort wissen die Kinder beispielsweise, dass sich etwas ausdehnt, wenn es wärmer wird. Das konnten sie hier anwenden.»
An der «Zouber-Chischte Füür» lobt er die guten Anleitungen für die Experimente, die Hinweise auf Vorsichtsmassnahmen sowie die Angaben zum Alter, für das sie jeweils besonders geeignet sind. «Zudem sind klare Lernziele formuliert, das schätze ich sehr», sagt Senften. «Auch sind verschiedene Kompetenzen im Spiel: Die Kinder müssen die Anleitung lesen, verstehen und umsetzen. Danach müssen sie beschreiben, was sie beobachten. Dann erst folgen der Schritt der Interpretation und die Anwendung des Wissens. Das ist wirklich gut gemacht!»
