Hochwasser: Dag Kappes schützt sich

Nachdem sein Keller im Jahr 2021 zum fünften Mal seit seinem Einzug ins Haus im Jahre 2003 überschwemmt worden war, entschied sich Hauseigentümer Dag Kappes für Schutzmassnahmen gegen Hochwasser und Oberflächenabfluss. Die Lösung: dichte Kellerfenster, eine dichte Kellertür und eine Rückstauklappe für die Kanalisation. Wir haben bei Dag Kappes vorbeigeschaut und uns nach dem Umsetzungsstand erkundigt.

Hauseigentümer Dag Kappes steht in seinem Keller.
Text:
etextera
In Kürze

Dag Kappes’ Haus liegt direkt an der Aare und wurde in den vergangenen Jahren wiederholt überschwemmt.

Um seinen Keller zu schützen, plante Dag Kappes mit der Fachstelle Naturgefahren der Gebäudeversicherung Bern (GVB) Schutzmassnahmen.

Eine Rückstauklappe ist bereits eingebaut, diesen Sommer folgen wasserdichte Fenster und eine wasserdichte Türe für den Keller.

Hochwasser
Von einem Hochwasser spricht man, wenn Gewässer wie Bäche, Flüsse und Seen über ihre Ufer treten.
Oberflächenabfluss
Kann Regenwasser nicht im Boden versickern, sondern fliesst auf Wiesen, Feldern und Strassen in Hanglagen ab, handelt es sich um Oberflächenabfluss.
CHF 30 Mio.
Überschwemmungen verursachen im Kanton Bern jährlich Gebäudeschäden in der Höhe von 30 Millionen Franken.

Dag Kappes wohnt idyllisch, direkt an der Aare, in einem über 100-jährigen Haus in der Stadt Bern. Er geniesst die Nähe zum Fluss. Die Spaziergänge und das Aareschwimmen. Schon bei seinem Einzug im Jahr 2003 war ihm klar, dass er das Haus besser schützen will. Denn die Gefahr eines Hochwassers besteht immer, wenn man nahe an Gewässern lebt. «Die erste Überschwemmung war kein schönes Gefühl», erinnert er sich an den überfluteten Keller. Dabei quollen die Holztüren auf und schlossen nicht mehr richtig. Diese hat er mit finanzieller Unterstützung der Gebäudeversicherung Bern (GVB) durch Konstruktionen aus Stahl und Glas ersetzen lassen. Sie haben die nächsten vier Überschwemmungen – die letzte im Jahr 2021 – spielend überstanden. Einen optimalen Schutz stellen sie aber nicht dar, denn das Problem ist vielschichtig.

Wenn sowohl Hochwasser als auch Oberflächenwasser Probleme bereiten

In Dag Kappes’ Keller dringt nicht nur Aarewasser ein, sondern auch Oberflächenwasser. Kann das Regenwasser wegen stark durchnässter oder ausgetrockneter Böden nicht versickern, sammelt es sich auf seinem Grundstück und dringt über die Kellerfenster und die Kellertür ins Haus ein. Und auch die Kanalisation macht ihm zu schaffen. Führt die Aare viel Wasser, steigt auch der Grundwasserpegel auf dem Gelände. Dann gibt es einen Rückstau in der Kanalisation. «Wir haben es auch schon erlebt, dass das Abwasser übers WC im Keller eingedrungen ist», erzählt Dag Kappes, «was nicht sehr appetitlich ist.»

Auch wenn sich die Schäden bislang in Grenzen gehalten haben, wollte Dag Kappes das Problem dauerhaft lösen und hat sich wiederum an die GVB gewandt. Gemeinsam mit einem Experten der Fachstelle Naturgefahren der GVB schaute er vor Ort, was möglich war. Ein Fachplaner eines Ingenieurbüros für Naturgefahren analysierte anschliessend die Gefährdung und empfahl konkrete Schutzmassnahmen. «Damit man von der GVB finanziell unterstützt wird, braucht es permanente Schutzmassnahmen», so Dag Kappes.

Noch sind nicht alle Schutzmassnahmen fertig – ich hoffe auf einen ruhigen Sommer.
Dag Kappes
Hauseigentümer

Wasserdichte Fenster und Türe gegen Überschwemmungen

Und die Massnahmen, für die sich Dag Kappes entschieden hat, sind dauerhaft. 2023 baute ein Baumeister im Keller von Dag Kappes einen Schacht ein und montierte eine Rückstauklappe. Sie sorgt dafür, dass bei einer Überschwemmung das Abwasser nicht über das WC in den Keller läuft. «Einen Haken hat die Rückstauklappe», erzählt Dag Kappes. Sie muss einmal jährlich gewartet werden, die Kosten trägt er.

Diesen Sommer werden die Fenster im Keller durch hochwasserdichte Fenster ersetzt. Ein weiteres – aber wie er sagt zähes – Projekt ist die wasserdichte Tür im Keller. Das Besondere an einer solchen ist, dass sie gegen aussen aufgeht. «Wenn sich bis zu 1,5 Meter Wasser vor der Tür staut, entsteht ein enormer Druck, eine nach innen öffnende Tür gibt nach und Wasser dringt ein», erklärt Dag Kappes. Eine Tür, die gegen aussen aufgeht, kann einer solchen Masse standhalten. Das Problem: Draussen vor der Tür befindet sich eine kleine Treppe. Dadurch ist zu wenig Platz, als dass eine Türe nach aussen aufgehen kann. Der Einbau der wasserdichten Tür muss deshalb gut geplant werden. Dag Kappes erzählt, dass die meisten Hersteller solcher Türen kleine Firmen seien, die man erst finden müsse. «Es braucht seine Zeit, bis das passende Produkt zum richtigen Preis da ist», so Dag Kappes. Doch er bleibt am Ball.

Gute Zusammenarbeit mit der GVB

Alles in allem ist Dag Kappes zufrieden. Auch wenn nicht alles nach Plan lief, wie er sagt: Lieferschwierigkeiten verzögerten den Einbau der Rückstauklappe. Auch mussten er, die Stadt Bern und die GVB bei der Auswahl der Schutzmassnahmen mehrmals Kompromisse aushandeln. Nun brauche es nur noch etwas regenfreie Zeit, bis die restlichen Massnahmen eingebaut seien und alles funktioniere, sagt Kappes: «Ich hoffe auf einen ruhigen Sommer.» Und darauf, spätere Überschwemmungen dank der neuen Schutzmassnahmen ohne Schaden zu überstehen.

Die GVB unterstützt auch Sie
Die Expert:innen der Fachstelle Naturgefahren führen auf Anfrage gerne eine kostenlose Ersteinschätzung durch. Entscheiden sich Hauseigentümer:innen für permanente Schutzmassnahmen, beteiligt sich die GVB mit 80 Prozent bis maximal 10’000 Franken an der Planung. Sind die vorgeschlagenen Massnahmen wirtschaftlich, übernimmt die GVB auch für deren Umsetzung 80 Prozent der Kosten bis maximal 10’000 Franken. Höhere Beiträge sind in Ausnahmefällen möglich. Beiträge werden nur für freiwillige Schutzmassnahmen gewährt – also nicht für Massnahmen, die aufgrund von behördlichen Auflagen zwingend erforderlich sind.
Zur Fachstelle Naturgefahren der GVB
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